Rede zum Tag der Befreiung von unserem Ortsvorsitzenden Max Schöpe

„Heute sind wir frei. Wir danken den verbündeten Armeen der Amerikaner, Engländer, Sowjets und allen Freiheitsarmeen die uns und der gesamten Welt das Leben erkämpften“

Hieß es in den Buchenwalder Nachrichten am 20. April 1945, kurz nach der Befreiung des KZ Buchenwald. Ich habe mich dazu entschieden, mit einem Auszug aus dem „Buchenwaldschwur“ heute hier einzusteigen, da seine Inhalte bleiben auch heute 76 Jahre nach der Befreiung aktuell bleiben. Heute in Zeiten, wo wieder menschenverachtende Ideologien in deutschen Parlamenten geäußert werden.

Auch  hier in Grimma haben die Vertreter der extremen Rechten im Stadtrat in den letzten Monaten ihre Masken nach und nach fallen lassen. Während ein Stadt- und Kreisrat auf Telegram einen Kanal betreibt, in welchem er zutiefst antisemitische Verschwörungstheorien und Hass auf Juden und Ausländer verbreitet, ein anderer die Existenz der BRD leugnet und die Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung mit Wirrem Anfragen zu Tode nervt, schickt sich ein anderer an, den Konsens in der Stadt Grimma:  Straßen nicht nach Personen zu benennen zu durchbrechen. Sein dabei schon mehrfach artikuliertes Ziel ist es, am neuen Wohngebiet am Rappenberg eine Straße nach Ferdinand-Walther zu benennen. Ferdinand Walther, dass ist mittlerweile allen beaknnt war nicht nur irgendein Unternehmer, der gezwungen worden war, mit den Nazis nach deren Machtergreifung zu kollaborieren, um seine Existenz zu sichern. Sondern ganz im Gegenteil im Gegenteil, war er schon lange vor der Machtergreifung Hitlers überzeugter Nationalsozialist. Wahrscheinlich ist es nur seinem opportunistischen Verhalten gegenüber dieser Menschenverachtenden Partei zu verdanken, dass sein Unternehmen überhaupt derartig groß und auch etwas bekannt werden konnte. Moralisch ist dies natürlich nicht. Und in Zeiten wie den heutigen, wo wieder Parteien mit groteskem Allmachtsansprüchen zu Tage treten, sollten es die Stadt Grimma und wir als Zivilgesellschaft verhindern, Opportunismus gegenüber faschistoiden Bewegungen noch zusätzlich durch die Benennung von Straße zu belohnen.

Noch unerträglicher ist aus meiner Sicht, dass die AfD ihren Vorstoß, welcher demnächst in den Stadtrat kommen soll, mit einem Auszug aus der Bundestagsdrucksache 19/15784 begründet. Wer mal nach dieser Drucksache googelt, wird feststellen, dass dieser Antrag der blau-braunen Bundestagsfraktion letztendlich die Klitterung der deutschen Kolonialgeschichte zum Ziel hat. Dabei wird auch an mehreren Stellen der Völkermord der Reichswehr an den Herrero und Nama in Deutsch-Südwest Afrika geleugnet. Stattdessen besitz diese Partei noch die Frechheit, das systematische Aushungern und Verdursten lassen von unschuldigen Frauen, Kindern und Männern, als notwendiges Mittel darzustellen, um „signifikante Verbesserungen der Lebensbedingungen […] in den deutschen Kolonien“ zu erreichen.

Diese Art von Geschichtsklitterung dürfen wir nicht unwidersprochen hinnehmen. Schließlich ist es letztendlich diese Art von Hasserfüllter Sprache, die am Ende auch zu Gewalttaten führt.

Zweifellos haben wir alle ein sehr anstrengendes Jahr hinter uns mit einer Reihe von persönlichen und teilweise auch geschäftlichen Entbehrungen. Sicherlich lässt sich auch, über die Art der Pandemiebekämpfung streiten. Hier stellt sich allerdings die Frage wie. Es ist niemanden geholfen, wenn wir unseren Protest in einer Art und Weise äußern, welche die Verbreitung des Virus begünstigt. Dies verlängert nur den Zeitraum in welchen Maßnahmen notwendig sind, um das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren. Und dass es ganz ohne Corona Maßnahmen nicht geht und unser Gesundheitssystem schnell an seine Grenzen gerät, mussten wir in Sachsen leidvoll zum Jahreswechsel erfahren, als Covid Patienten ausgeflogen werden mussten, da sie hierzulande nicht mehr hätten adäquat versorgt werden können.

Natürlich haben wir Verständnis für all jene, die mit der aktuellen Situation unzufrieden sind. Mit all den Eltern und Kindern, die in beengten Verhältnissen wohnen und sich digitale Endgeräte teilen müssen, wodurch man im Homeschooling abgehängt wird.

Mit all den kleinen und Mittelständischen Unternehmen, die schon seit Monaten nicht mehr arbeiten dürfen, nur damit die Produktion für Luxusgüter und Waffen für das Ausland in den Fabriken der Großkonzerne ungehindert weiterlaufen kann, als wäre nichts gewesen

Aber die Frage ist, auf welche Art und Weise mensch seine berechtigte Kritik äußert. Auch hier im Landkreis haben Zivilgesellschaftliche Akteure gezeigt, dass man seine Meinung auch in einer Art und Weise äußern kann, welche nicht das Virus verbreitet und auch ganz ohne Rechtsextreme Zeichen und Flaggen auskommt.

Ich erinnere nur an das Aktionsbündnis Lebenswetes Trebsen, dass seinen Protest gegen die Erweiterung der Papierfabrik mit einer wunderbaren Menschenkette mit Abstand, Anstand, Masken und ganz ohne Nazi- und Reichsfalggen deutlich gemacht hat.

Oder an die Demos der linksjugend Westsachsen in Geithain oder Hartmut in Colditz, die sich regelmäßig den „Spaziergängern“ und angeschlossenen Nazihools entgegenstellen.

Wir dürfen uns nicht, von falschen Heilsbringern blenden lassen, die unter dem Mantel des  Protests gegen die zweifellos  mittlerweile wirren Corona Maßnahmen versuchen, ihre Ideologie unterschwellig unter das Volk zu bringen. Denn das sind eben jene, die bereits im Jahr 2015 vor Überfremdung „warnten“ und komischerweise immer da zur Stelle  sind und laut schreien, wenn es unserem Land schlecht geht. Auch nach der Weltwirtschaftskrise  1929 waren sie schon laut und zur Stelle.

Wir beobachten aktuell in ganz Sachsen,  wie die alten Kader der NPD und der Kameradschaftsszene,  unter neuen unverfänglichen Namen, wie den „Freie Sachsen“, wieder versuchen aus der politischen Bedeutungslosigkeit aufzuerstehen und ihren Hass unter das Volk zu bringen. Ihren Hass gegen alles und jeden, der ihrem Allmachtsanspruch im Wege steht, oder nicht in deren Weltbild passt.

Dabei schrecken Sie auch vor Gewalt nicht zurück.  Auch bei uns im Kreis konnten wir dies schon bei unterschiedlichen „Spaziergängen“ beobachten. In Geithain z.B., wo die alten NPD Kader weiterhin unbeeindruckt ihre Kreise ziehen kam es dabei mehrere Male in Folge zu körperlichen Angriffen auf die Gegendemonstranten und Polizeibeamte.

In ihren Augen Feindbilder, da sie deren Allmachtsanspruch gefährden. In unseren Augen vor allem eins: Menschen.

Menschen, die sich für die Freiheit und Demokratie in unserem Land diesen Hetzern in die Quere stellen.

Es bleibt also weiterhin viel zu tun für uns Antifaschisten. Und auch deshalb bleibt der Buchenwald-Schwur von vor 76 Jahren auch heute noch brandaktuell. Weshalb ich auch wieder mit einem Zitat enden möchte.

„Wir kämpfen weiter, denn Unsere Sache ist gerecht! – Der Sieg muss unser sein“

Vielen Dank